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Serie «Teilzeitarbeit in der Baubranche: So gelingt’s!», Teil 1, 14.12.2022
14.12.2022Serie «Teilzeitarbeit in der Baubranche: So gelingt’s!», Teil 1 , Christoph Tanner und Priska Maeder, «Projekt Teilzeitbau»

«Machet’s eifach!» - Zwei Teilzeitprofis aus dem Baunebengewerbe im Interview

Priska Maeder, Malermeisterin, und Christoph Tanner, Malermeister und Inhaber Mordasini Maler und Gipser AG, teilen mehrere Leidenschaften: ihr Engagement auf dem harten Pflaster der Baubranche für mehr Teilzeitlösungen im Berufsalltag und im «Projekt Teilzeitbau» und sie wollen die Vertreter:innen des Bauhauptgewerbes von Teilzeitlösungen überzeugen. Am vierten und letzten «Werkplatz Égalité en route» 2022 waren wir mit den beiden Interviewten zu Gast beim Kantonal-Bernischen Baumeisterverband KBB.

Ihr wart beide im «Projekt Teilzeitbau» aktiv. Warum braucht es solche Initiativen?

Christoph: Ich stellte in meinem Betrieb Folgendes fest: Der Frauenanteil in der Maler:in-Ausbildung beträgt inzwischen 50 Prozent. Und da braucht es Anschlusslösungen für Frauen, die eine Familie gründen wollen. Wenn wir die nicht haben, dürfen wir Frauen auch nicht ausbilden. Zudem gibt es auch in unserem Betrieb männliche Fachkräfte, die Teilzeit arbeiten wollen, weil sie Familie, Hobby oder längere Reisen mit ihrem Beruf vereinbaren wollen. Wenn wir diese Fachleute halten wollen, braucht es neue Lösungen. Wir haben heute diese Lösungen für Männer und Frauen. Und es funktioniert! Alle Tools, die wir im «Projekt Teilzeit» zur Verfügung stellen, nutzen wir selbst – wir haben sie in unserem Betrieb erprobt.

Priska, warum hast du dich beim «Projekt Teilzeitbau» engagiert?

Priska: Gesellschaftliche Ansprüche verändern sich: Ich beispielsweise arbeite wochenweise 80 % als ÜK-Kursleiterin und in den anderen Wochen als Kundenmalerin in einem 60%-Pensum. Zudem engagierte ich mich im «Projekt Teilzeitbau» und bin Präsidentin des Vereins «Pro Teilzeit». Und mein Partner übernimmt mindestens ein Tag pro Woche die Kinderbetreuung. Die Teilzeitlösung hilft mir, dass ich im Beruf, den ich gerne ausübe, bleiben kann. Ich stellte zudem fest: Es gibt in der Baubranche andere gelingende Teilzeitlösungen, wie z.B. das Vorruhestandsmodell. Warum soll das nicht auch für Männer und Frauen gehen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen? Ich sehe viele Vorteile und auch Aufklärungsbedarf. Deshalb habe ich das «Projekt Teilzeitbau» mitinitiiert.

«Es gibt in der Baubranche andere gelingende Teilzeitlösungen, wie z.B. das Vorruhestandsmodell. Warum soll das nicht auch für Männer und Frauen gehen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen?»

Viele in der Baubranche sagen: Die Arbeitsübergabe in der Baubranche ist viel zu aufwändig und fehleranfällig mit Teilzeitangestellten. Wie seht ihr das?

Priska: Meine Antwort ist da immer: Auch bei Vollzeit gibt es Arbeitsübergaben (z.B. vor den Ferien) und dort klappt es ja auch. Aber ja, natürlich gibt es häufigere Arbeitsübergaben, wenn Leute Teilzeit arbeiten. Je nach Firmenstruktur ist es ein Mehraufwand, aber einer der sich lohnt!

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«Werkzeug Teilzeit» enthält praktische Muster, Leitfäden, Checklisten sowie Kurztipps parat. Bestellen, reinschauen und einsetzen lohnt! Quelle: www.teilzeitbau.ch

Welche Ideen zur Optimierung der Arbeitsübergabe bei Teilzeit haben sich eurer Meinung nach denn gut bewährt?

Priska: Erstens liegt die Bringschuld bei der Person, welche den Auftrag übergibt. Sie muss aktiv werden! Und zweitens rate ich, die Mobiltechnologie zu nutzen. Diese Person kann z.B. noch am selben Abend eine Videonachricht hinterlassen und zeigen, was es als nächstes zu tun gibt, was vereinbart wurde und worauf geachtet werden muss. Im Leitfaden bzw. Checkliste zur Arbeitsübergabe gibt’s weitere Tipps.

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Ausschnitt aus Resultate «So funktioniert Arbeitsübergabe bei Teilzeit» vom 17.11.2022, Foto: Rebeca Nacht, KBB

Christoph: Tatsächlich ist die Schnittstelle oft das grösste Problem. In meinem Betrieb schaue ich deshalb, dass es möglichst wenig Arbeitsübergaben gibt. Eine Person mit 40%-Pensum erhält vor allem Aufgaben, die sie während ihrer Arbeitszeit selbst abschliessen kann. Und wenn ein Auftrag ein grösseres Team erforderlich macht, gibt es Vor- und Nacharbeiter:innen bei einem Auftrag. Auch ich stelle fest: Es gibt zwar mehr administrativen Aufwand wie Koordination und Absprachen, andererseits sehe ich hochmotivierte Mitarbeitende, die zufrieden sind, auch in Zeiten des Fachkräftemangels bei uns bleiben und top Arbeit leisten. Und das zu sehen, macht einfach Freude. Darum sage ich allen: «Machet’s eifach»!

Mehr Informationen zum «Projekt Teilzeitbau»:

«Projekt Teilzeitbau» wurde 2018 als Co-Projekt des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer- Verbandes, der Unia, der Syna sowie dem «Verein Pro Teilzeit» lanciert. Die beteiligten 12 Unternehmen aus der Branche erprobten dabei Teilzeitlösungen in ihren Betrieben und erarbeiteten Leitfäden und Checklisten. Seit Abschluss des Projektes 2022 stehen viele Materialien sowie Argumente und Videos der teilnehmenden Unternehmen online zur Verfügung.