Schon änet der Stadt Berner Grenze steht die Lagerhalle von Logistik Stadt Bern, an einer umtriebigen Hauptstrasse, mitten im Industriequartier. In diesem Lager arbeiten 22 Frauen und Männer. Vier von ihnen befinden sich in einem Praktikum und zwei in Ausbildung als Logistiker*in EFZ bzw. EBA.

Nichts Aussergewöhnliches, oder doch? Über die Hälfte des Teams sind Erwachsene, welche mit einer physischen und/oder psychischen Beeinträchtigung bei Logistik Bern in einem Praktikum gestartet sind. Menschen, die auf dem harten Arbeitsmarkt oftmals keine Chance auf einen Wiedereinstieg erhalten.

«Manchmal, wenn wir Glück haben und es irgendwie hinbekommen, gibt es für die Teilnehmer*innen eine Anschlusslösung.» Kurt meint damit, dass Menschen als Praktikant*innen beginnen und bleiben können. Hier werden sie begleitet und unterstützt, damit sie den Schritt vom zweiten in den ersten Arbeitsmarkt schaffen. Menschen, die oft bei der IV angegliedert sind, schaffen hier, begleitet durch die IV und die sorgfältige Einarbeitung, den Weg in eine gesicherte Existenz. Ein Leben auf eigenen Füssen, eine (Zweit-) Ausbildung mit viel Hand und Fuss. Frauen, Männer, Menschen mit Migrationshintergrund. Menschen, die viel Schwieriges erlebt haben, «mit grossem Rucksack kommen», was den Einstieg in den fleissig arbeitssamen Schweizer Arbeitsmarkt nicht immer leicht macht.

Mein Besuch bei Kurt und seinem Team im Vorfeld vom Workshop zum Thema «Wiedereinstieg und Quereinstieg» gestaltet sich in etwa so, wie hier gearbeitet wird: Persönlich, wertschätzend, herzlich, ruhig. Es wird viel gelacht. In der Nähe von Kurt zu sein und mit Kurt ein Gespräch zu führen, beruhigt. Irgendetwas tickt hier anders. Es bleibt ein Gefühl, das ich in Worte nicht so recht zu fassen vermag. Und Kurt, nicht gerade ein Vielredner, kann es mir auch nicht wirklich erklären. Aber es ist spürbar. Für Kurt, das wird mir klar, brauchen wir im Workshop keinen Beamer hinzustellen. Ich lade Kurt zu einem lockeren Sofagespräch ein. Das findet auch er ganz passend.

Natürlich stellt sich uns und dem Publikum schnell die Frage: Wie schafft er das? Was braucht es, um so konsequent dranzubleiben und Arbeitsplätze und Prozesse zu entwickeln, die es erlauben, Menschen den Eintritt vom zweiten in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen?

«Herzblut, die Freude an der Zusammenarbeit mit Menschen und vielleicht etwas mehr Zeit zur Begleitung», meint er lachend. Und ja, das Modell, das funktioniere. Sei ganz einfach umzusetzen, wenn das Betriebe wollen. Das wichtige sei, dass mit allen Mitarbeitenden individuell Lösungen gesucht werden. Die einen brauchen mehr Begleitung, die anderen weniger. «Das finden wir gemeinsam heraus».

Heute sind von den 22 Mitarbeitenden über die Hälfte in einem Praktikum bei Logistik Bern gestartet. So auch die junge Frau türkischer Herkunft. In der Schweiz geboren und aufgewachsen, hat als Praktikantin begonnen, sich dann mit Unterstützung zur Logistikerin EBA ausbilden lassen.

Was ihn denn von der SBB unterscheide oder ob er als Kleinstbetrieb auch Parallelen sehe zu der sehr viel grösseren Schwester? «Bei uns ist es gar nicht mal so viel anders. Wir machen Ähnliches, einfach in einer viel kleineren Dimension als die SBB», meint Kurt Waeber schmunzelnd. Geschickt geantwortet, denke ich und es schmunzelt ganz automatisch zurück mit mir.