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Nathalie Boesch, armasuisse (HR) & Sina Winowsky, swisstopo (Diversitymanagement), 07.07.2022
07.07.2022Nathalie Boesch, armasuisse (HR) & Sina Winowsky, swisstopo (Diversitymanagement)

Frauen für männertypische Berufe gewinnen - Der Einblick in die betriebliche Praxis

Das Gespräch mit zwei Expertinnen aus dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) - den Gastgeberinnen des zweiten Workshops von Werkplatz Égalité "en route" - beleuchtet das Workshop-Thema "Frauen in männertypische Berufe gewinnen? Mit Leadership zum Erfolg" - aus betrieblicher Sicht. Wie fördern armasuisse und swisstopo ein inklusives Leadership und was nehmen sie als Input aus dem Erfahrungsaustausch mit? Dies alles gibt es in dieser Nachlese zu erfahren.

Werkplatz Égalité 15
Foto: Nathanael Schildknecht

Am 16. Juni wart ihr bzw. das VBS Gastgeberinnen von Werkplatz Égalité "en route". Warum ist euch die Teilnahme am Werkplatz so wichtig?

Wir haben das Ziel unseren Frauenanteil zu erhöhen. Mit der Teilnahme bei Werkplatz Égalité können wir unsere bestehenden Massnahmen in der swisstopo und armasuisse reflektieren und uns von neuen Ideen inspirieren lassen. Wir hoffen natürlich auch, dadurch mehr weibliche Bewerberinnen gewinnen zu können.

Wo genau fehlen euch denn die Frauen? Und wo liegt die Hauptherausforderung beim Gewinnen von Frauen?

Sina, swisstopo: swisstopo ist sehr ein technisches Amt mit vielen MINT-Berufen. Daraus resultiert, dass sich mehr Männer als Frauen bei uns bewerben.

Nathalie, armasuisse: Bei armasuisse sieht es ähnlich aus. Auch wir haben viele Positionen aus dem MINT-Bereich, bei denen der Arbeitnehmermarkt grundsätzlich mehr Männer als Frauen hervorbringt. Es ist herausfordernd, in diesem Umfeld die richtigen Kandidatinnen zu identifizieren und zu gewinnen. Meines Erachtens liegt die Hauptherausforderung bereits darin, den Zugang und die Beliebtheit solcher Fachrichtungen bei jungen Frauen zu verbessern – und dies bereits während der Schul- sowie der Studienzeit.

Ihr wollt mehr Frauen gewinnen und ihr wollt sie auch halten können. Aus euren Inputreferaten weiss ich, dass ihr da schon einiges angepackt habt.

Sina, swisstopo: swisstopo befasst sich bereits seit längerer Zeit mit nachhaltiger Frauenförderung: Der jährliche Zukunftstag, unser Produkt sCHoolmaps.ch, unser Engagement für Job- & Topsharing und auch der Einsatz von gendergerechten Stelleninseraten sind eine Auswahl an Aktivitäten in unserem Amt, damit swisstopo jetzt und auch in Zukunft als genderinklusive und attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen wird.

Nathalie, armasuisse: Auch wir versuchen mit einem breit gefächerten Massnahmenportfolio ein möglichst attraktiver Arbeitgeber für Frauen zu sein. Mit Innovationsgefässen wie beispielsweise dem "Diversity Roundtable" oder unserem Netzwerk „Women Connect“ versuchen wir die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen abzuholen und neue Ideen umzusetzen. Untermauert werden unsere Arbeiten durch das Personalmarketing, moderne Arbeitsformen sowie die Sensibilisierung aller Mitarbeitenden zu diesem Thema.

Dr. Gabriele Schambach von Leaders for Equality war Gastreferentin am Anlass. Von ihr ist bereits ein Blogbeitrag mit den zentralen Dos and Don'ts im genderinklusiven Leadership erschienen. Und da in männertypischen Branchen häufig Männer noch stärker die Führung repräsentieren, braucht es genau diese Männer – so Frau Schambach - als „Gestalter, Unterstützer und Botschafter“. Gar nicht so einfach, oder?

Das ist definitiv nicht einfach. Oftmals ist es männlichen Kollegen gar nicht bewusst, wie sie sich genderinklusiver verhalten können. Es fehlt nicht nur die Sensibilisierung im Betrieb intern, sondern auch in der Gesellschaft im Allgemeinen. Die Sensibilisierung innerhalb unserer Ämter swisstopo und armasuisse hat aber bereits positiven Anklang gefunden und wird weiterverfolgt.

Diversität hat ein grosses Potenzial. Führungspersonen können dieses Potenzial nutzen, darauf müssen sie aber sensibilisiert werden und informiert sein.

Mit genderinklusiven Führungsverhalten meint Frau Schambach die Positionierung, Integration, Ermutigung und Intervention. Wir haben uns am Anlass in Kleingruppen dazu ausgetauscht. In welchen beiden Gruppen wart ihr? Und könnt ihr Beispiele nennen, die ihr als Anregung mit in eure Arbeit genommen habt?

Sina, swisstopo: swisstopo hat in der Gruppe zum Thema „Ermutigung“ teilgenommen. Was wir mitgenommen haben war die Anregung bezüglich Diversität in Teams. Diversität hat ein grosses Potenzial. Führungspersonen können dieses Potenzial nutzen, darauf müssen sie aber sensibilisiert werden und informiert sein.

Nur mit einem offenen Dialog und ehrlichem Austausch können wir uns in diesem Thema verbessern.

Nathalie, armasuisse: Ich durfte in der Gruppe zum Thema „Intervention“ mitdiskutieren. Für mich war der zentrale Punkt, den ich mitgenommen habe, dass männliche Mitarbeiter bei Diversityfragen nicht übergangen werden dürfen. Nur mit einem offenen Dialog und ehrlichem Austausch können wir uns in diesem Thema verbessern. Aus diesem Grunde beabsichtigt armasuisse, ab 2023 ein Diversity Board zu konstituieren. Das Board soll bezüglich Hierarchie, Alter und Geschlecht divers sein.

Am Schluss konnten die Teilnehmenden die Ideen bepunkten. Das Bild zeigt die vier Tipps mit den meisten „Likes“. Überrascht euch diese Auswahl? Und die blaue Karte schwingt doch recht obenaus …

Collage Notizen klein
Foto: Nathanael Schildknecht

Nein, die Auswahl überrascht uns nicht. Wie vorher bereits angesprochen, sehen wir bei der Sensibilisierung grosses Potential, um die Frauenförderung voranzutreiben. Die Teilnahme am Werkplatz Égalité und die Diskussionen mit den anderen Teilnehmenden bestärken uns in unserem Vorhaben, dieses Thema in unserer Unternehmensstrategie tiefer zu verankern. Dabei ist es auch unser Ziel, bereits beim ersten Kontakt mit neuen oder potenziellen Mitarbeitenden eine inklusive Unternehmenskultur zu vermitteln und entsprechend vorzuleben.

Lesetipp

"Ohne Kulturwandel keine Chancengleichheit", redaktioneller Beitrag Wirtschaftsamt Bern zum Workshop, Juni 2022.

Das VBS als Arbeitgeber: So fördert das VBS Gleichstellung, Vereinbarkeit und Diversität.