Pünktlich zum 8. März, dem Internationalen Tag der Frauen, will die Zeitschrift annabelle wissen, wie es den Frauen geht. In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo hat sie über 6'000 Frauen in der Deutschschweiz befragt zu Lebensumständen, Geld und Beruf, Partnerschaft und Intimität und zu Einschätzungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Die Frauen reden Klartext: Die Ergebnisse lesen sich wie eine Roadmap für Arbeitgebende. Ein genauer Blick darauf lohnt sich!
Handlungsbedarf vorab in der Arbeitswelt
Die befragten Frauen erkennen durchaus Fortschritte bei der tatsächlichen Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweiz. In Familie und Partnerschaft, in der Politik und Öffentlichkeit bewertet eine Mehrheit den Stand der Gleichstellung als gut oder eher gut. Ganz anders in der Arbeitswelt: 60 Prozent der Frauen stufen die aktuelle Situation bezüglich Gleichstellung als sehr oder eher schlecht ein.
Lohngleichheit als wichtigste Forderung
Entsprechend betreffen die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Forderungen die Erwerbsarbeit: allen voran die Lohngleichheit, gefolgt von der finanziellen Absicherung im Alter und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch bei Diskriminierungen in der Arbeitswelt und bezüglich Frauen in Führungspositionen sieht eine Mehrheit Handlungsbedarf.
Jüngere Frauen sehen mehr Gleichstellungsdefizite
Auffallend kritisch bewerten die 25- bis 34-Jährigen die Verwirklichung der Gleichstellung in der Arbeitswelt, nur leicht positiver die 35- bis 44-Jährigen. Das lässt aufhorchen. Die 25- bis 34-jährigen Frauen stehen am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn, erst ein Teil davon dürfte Familie haben. Sie sind der Nachwuchs von heute und damit die Fach- und Führungskräfte von morgen. Auf sie ist die Wirtschaft künftig dringend angewiesen.
Auffallend kritisch bewerten die 25- bis 34-Jährigen die Verwirklichung der Gleichstellung in der Arbeitswelt. Das lässt aufhorchen.
Arbeitgebende tun also gut daran alles daran zu setzen, dass diese sich in der Arbeitswelt willkommen fühlen und ihre Potenziale voll entfalten können.
Negative Erfahrungen im bisherigen Berufsleben
Ein Blick auf die negativen Erfahrungen im bisherigen Berufsleben zeigt, wo anzusetzen ist: Sexuelle Belästigungen sind nach wie vor stark verbreitet. Jede dritte Frau gibt an, Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts, und jede achte Benachteiligungen aufgrund der familiären Situation erlebt zu haben.
Nicht alle Frauen haben Kinder oder planen eine Familie. Die Frage nach Schwangerschaft oder Kinderwunsch beim Vorstellungsgespräch ist zwar nicht erlaubt, gestellt wird sie dennoch häufig. Arbeitnehmerinnen nach der Familienplanung zu fragen, ist indiskret. Die Familiensituation in die Personalentwicklung mit einzubeziehen und auch Müttern Karriereschritte zu ermöglichen, wäre hingegen wichtig. Vorgesetzte signalisieren so, dass auch nach dem Mutterschaftsurlaub noch mit ihren Mitarbeiterinnen rechnen.
Frauen orten nicht nur ein generelles Gleichstellungsdefizit in der Arbeitswelt sondern auch beim aktuellen Arbeitgeber. Laut 60 Prozent der Befragten bestehen ungleiche Karrierechancen für Frauen und Männer. Nur jede zweite Frau schätzt ihren Betrieb als familienfreundlich ein.
Einiges, was Frauen in der Befragung beanstanden, lässt sich einfach und rasch verbessern.
Die gute Nachricht für Unternehmen: es gibt noch viel Luft nach oben und damit auch Möglichkeiten, sich als attraktive Arbeitgeberin zu positionieren und sich positiv von der Konkurrenz abzuheben. Einiges, was Frauen in der Befragung beanstanden, lässt sich einfach und rasch verbessern.
Meine Tipps und Links
www.logib.ch
Die Lohngleichheit kann im Selbsttest rasch, sicher und kostenlos analysiert werden.
Präventions-Kit
Für
ein respektvolles und belästigungsfreies Betriebsklima sorgt ein online
verfügbares Präventions-Kit mit Informationen für die
Unternehmensleitung, HR und Führungskräfte sowie Mitarbeitende und einem
E-Learning-Tool.
www.gleichstellungsgesetz.ch
Diskriminierungen
am Arbeitsplatz lassen sich vermeiden, wenn man das
Gleichstellungsgesetz kennt und respektiert. Informationen, Broschüren
und Entscheide zum Gleichstellungsgesetz sind in einer umfassenden
Datenbank leicht verständlich aufbereitet.
Family Score
Eine
gute Möglichkeit, die Familienfreundlichkeit von Arbeitgebenden günstig
testen und bewerten zu lassen bietet der Family Score von Pro Familia
Schweiz.
www.werkplatzegalite.ch
Nachhaltige
Erfolge auf dem Weg zu mehr Gleichstellung und Diversität setzen ein
klares Commitment der Unternehmensleitung voraus. Bei Werkplatz Égalité
finden Unternehmen Gleichgesinnte, tauschen sich aus über ihre
Erfahrungen und machen gute Praxis sichtbar. Neue Unternehmen sind
jederzeit willkommen. Einsteigen lohnt sich. Denn Gleichstellung ist ein Gewinn für alle!
Zum Download der Studie: annajetzt - Die Frauenbefragung. Sotomo, 2021 (pdf)