Céline, du bist User Experience Designerin. Warst du schon immer in der Software-Welt zuhause?
Nein, gar nicht. Ich bin ursprünglich Übersetzerin. Das ist, wie man sich vorstellen kann, eher ein «weiblicher» Beruf. In meinem Studienjahr gab es denn auch nur eine Handvoll Männer. Seit rund 10 Jahren bin ich nun in der IT unterwegs, die ja eher männerdominiert ist und bekanntermassen Schwierigkeiten hat, Frauen für sich zu begeistern.
Ist das auch der Grund, warum du bei Werkplatz Égalité mitmachst?
Genau. Mir ist es ein grosses Anliegen, dass das Verhältnis in der IT ausgeglichener wird.
Warum ist das so wichtig?
IT ist überall: Wir kommunizieren auf Whatsapp, kaufen ÖV-Tickets in der SBB-App, teilen uns auf Social Media-Apps aus, kaufen Kleider online, zahlen unsere Rechnungen im eBanking. Diese digitale Welt sollte von allen gestaltet werden, nicht nur von einem Teil der Gesellschaft.
Wie kams dazu, dass du in der IT gelandet bist?
Einerseits gab es Leute in meinem Umfeld, die an mich geglaubt und mich davon überzeugt haben, dass das Computer Science-Studium das Richtige ist für mich. Andererseits ist es der iCompetence-Profilierung zu verdanken, dass ich das Computer Science-Studium überhaupt in Betracht gezogen habe. Im Gegensatz zum «klassischen» Computer Science Studiengang verbindet iCompetence nämlich Informatik, Design und Management. Damit spricht die Profilierung natürlich ein breiteres Publikum an. Entsprechend gingen z.B. 2018 bereits 42% der Diplome an Frauen. Solche Initiativen braucht es, um mehr Frauen in die IT zu bringen.
Warum ist es schwierig, den Frauenanteil in IT-Unternehmen zu erhöhen?
Das liegt vor allem daran, dass es in diesem Bereich zu wenige Frauen gibt. Diese Tatsache können wir natürlich nicht von heute auf morgen ändern. Umso wichtiger ist es, dass die Arbeitsbedingungen auch für Frauen attraktiv sind. Und besonders bezüglich Vereinbarkeit ist die IT ja eigentlich prädestiniert: Home Office, Teilzeit und Flextime sind an vielen Orten Standard. Auch bei uns bei der Edorex sind diese Arbeitsbedingungen seit Jahren Usus: ein Grossteil unserer Mitarbeitenden arbeitet Teilzeit und kann so die Zeit zwischen Arbeit und Freizeit und/oder Familie optimal aufteilen.
Was machst du, um andere Frauen für die IT zu begeistern?
Ich versuche, ein gutes Rollenmodell zu sein: So zeige ich an unserem Zukunftstag den interessierten Mädchen beispielsweise, wie vielfältig und kreativ die Arbeit im IT-Umfeld ist. Aus meiner Sicht ist das dort, wo wir ansetzen müssen: Wir müssen IT attraktiver machen. Das kann ich als Einzelperson in meinem Umfeld so gut wie möglich beeinflussen, aber um einen wirklich grossen Unterschied machen zu können, braucht es natürlich viel mehr: hier spielen Erziehung und Schule eine sehr grosse Rolle.
Du hast jetzt am ersten von vier Werkplatz Égalité-Workshops teilgenommen; was ist dein Eindruck bisher?
Das Ziel, mehr weibliche Bewerberinnen anzusprechen und langfristig den Frauenanteil bei uns im Unternehmen zu erhöhen, ist nicht ganz einfach zu erreichen. Darum schätze ich den Austausch mit den anderen Teilnehmenden vom Werkplatz Égalité sehr: Auf diese Weise erhalte ich wertvolle Ideen und Tipps, die ich auch bei uns im Unternehmen umsetzen kann. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren drei Workshops!