Die Berner Kantonalbank BEKB engagiert sich im Rahmen ihrer Gleichstellungspolitik auch für ein faires, diskriminierungsfreies Lohnsystem. Fabienne Zink-Fehr, Senior Fachspezialistin Personal bei der BEKB, zeigt im Interview mit Werkplatz Égalité auf, wie Lohngleichheit in der Finanz- und Bankenbranche realisierbar ist. Die BEKB hat sich vom bonusgetriebenen Lohnsystem ganz verabschiedet und setzt mit der Arbeitsgruppe 'Diversité' auf Vielfalt, Gleichstellung und Gerechtigkeit.
Der erste Werkplatz Égalité «en route» stand ganz unter dem Zeichen des Geldes. Ihr bzw. die BEKB habt uns zu einem brisanten Thema eingeladen: Lohngleichheit nachhaltig implementieren. Was hat euch motiviert, ausgerechnet für dieses Thema eine Plattform zu bieten und Gastgeberin zu sein?
Wir haben uns gefreut, den Raum für den Austausch zu diesem wichtigen Thema zu schaffen. Das ist auch der Grund, weshalb wir seit den Anfängen des Werkplatz Égalité als Mitglied dabei sind: Wir wollen uns am Erfahrungsaustausch mit anderen beteiligen, weil wir dabei viel lernen und Neues mitnehmen. Der Workshop passt zudem sehr gut zu unseren zentralen Unternehmenswerten 'Nachhaltigkeit' und 'Diversité', an denen wir seit Jahren kontinuierlich arbeiten und uns weiterhin steigern wollen.
Bei der BEKB – du hast das am Workshop eindrücklich aufgezeigt – ist in Sachen Lohnpolitik einiges anders als in vielen Gross- und Privatbanken. Wo siehst du die Haupterrungenschaften eurer Lohnpolitik? Und warum geht die BEKB hier so konsequent andere Wege?
Der Haupttreiber für unser faires und nicht bonusgetriebenes Vergütungssystem sind unsere unternehmerischen Werte. Unser Vergütungssystem passt zu diesen Werten sowie zu unseren strategischen Zielen, ist also transparent, nachvollziehbar und klar. Wir setzen seit anfangs Jahr auf gestärkte Fixsaläre und eine Erfolgsbeteiligung auf allen Funktionsebenen.
Marianne Schär Moser war als Expertin zu Gast beim Anlass in der BEKB. Wir haben im letzten Blog einen gehaltvollen Artikel von ihr veröffentlichen dürfen. Sie beschreibt darin in fünf Schritten den Weg zur Lohngleichheit. Wie siehst du das, sind bei euch die fünf Schritte mehrheitlich umgesetzt?
Meiner Meinung nach sind wir bei allen der von Marianne Schär Moser genannten fünf Schritte auf einem sehr guten Stand. Wir engagieren uns auch bereits seit relativ langer Zeit für Lohngleichheit in unserem Unternehmen. Die Basis unserer nachhaltigen Vergütung bildet eine analytische Funktionsbewertung, die wir 2016 erstmals eingeführt und im 2021 komplett überarbeitet haben. Die mit der Funktionsbewertung geschaffene Funktionslandschaft bildet ebenfalls die Grundlage für Salärbänder, die eine marktorientierte Vergütung unter Wahrung der internen Gerechtigkeit sicherstellen. Unsere Vergütung orientiert sich am Grundsatz "Gleicher Lohn für Frau und Mann in denselben Funktionen". Die Einhaltung dieses Grundsatzes lassen wir in regelmässigen Abständen überprüfen. Aktuell befinden wir uns mitten in einer neuen Zertifizierung der Lohngleichheit, basierend auf Logib.
Im Workshop kamen Erfolge, Stolpersteine und Questions der Teilnehmenden auf den Tisch und in Umlauf. Was nimmst du als Anregung für die BEKB aus diesem Austausch von Erfahrungen mit?
Beeindruckt haben mich insbesondere die aufgezeigten Checkpoints in der Salärrunde, die Unconscious Bias – also unbewussten Vorurteilen – entgegenwirken. Ich möchte prüfen, ob wir das unverzügliche Aufzeigen des verteilten Salär-Erhöhungsbudgets in Bezug auf Kriterien wie Geschlecht oder Funktionsstufen in unseren Prozess aufnehmen können. Über die Lohngleichheitsthematik hinaus haben wir aus den Gesprächen in den Pausen mit anderen Teilnehmenden einige Anregungen erhalten, die wir in der Arbeitsgruppe aufgreifen möchten. Beispielsweise Ideen, wie wir bei der Förderung von Talenten und künftigen Führungskräften mehr Diversität erreichen können.
Ihr organisiert euch innerhalb der BEKB in einer Arbeitsgruppe Diversité, bestehend aus zehn Mitarbeitenden. Wohin soll die Reise in den nächsten zwei bis drei Jahren gehen?
Wir arbeiten innerhalb dieser Arbeitsgruppe in kleinen Projektteams, die jeweils ein ganz bestimmtes Thema anpacken. Im Fokus für die nächsten Jahre stehen unter anderem Unconscious Bias, denen wir uns innerhalb unseres Unternehmens bewusster werden und konkret daran arbeiten wollen. Weiter haben wir kürzlich einen Austausch mit Mitarbeitenden innerhalb einer LGBTIQ+ Netzwerkgruppe lanciert und wollen diese Erkenntnisse nun in konkrete Massnahmen überführen. Nach der Pandemie greifen wir zudem unser internes Veranstaltungsformat 'Forum Diversité' wieder auf, wobei wir während eines Anlasses ein konkretes Gleichstellungsthema aufgreifen. Eine weitere Projektgruppe erarbeitet derzeit Massnahmen für Mitarbeitende ab 50 Jahren.
Was sind deine persönlichen Highlights aus den bisherigen Lohngleichheits-Aktivitäten?
Es freut mich, dass wir das Thema Lohngleichheit als Unternehmen proaktiv und regelmässig, statt reaktiv und gelegentlich anpacken. Die erhöhte Sensibilisierung unserer Führungskräfte für dieses Thema bestätigt unsere kontinuierlichen Bestrebungen.
Und zum Schluss noch eine philosophische Frage an dich: Wenn du heute via Knopfdruck die grösste lohnpolitische Ungerechtigkeit der Schweiz abschaffen könntest, welche wäre das?
Ich würde gerne den allgemeinen 'Mindset' unserer Gesellschaft per Knopfdruck verändern. So, dass Gleichstellung mit all ihren Facetten – auch der Lohngleichheit – von heute auf morgen absolut selbstverständlich gelebt wird.